Conid

Ich habe das außerordnetliche Glück gehabt an der „Conid goes Germany“ Aktion im PenExchange Forum teilnehmen zu dürfen und habe das Testpaket die letzten Tage bei mir hier zu Hause gehabt. Dabei waren ein:

  • Bulkfiller Regular Flat Top
  • Bulkfiller Regular Sleek
  • Bulkfiller Minimalistica

Dazu 12 (in Worten zwölf) Feder aller möglicher Varianten:

  • 18k Gold F, M
  • Titan Flex, F, M (2x), B, M-Stub
  • Stahl, EF, F, M, B, M-Stub

Also alles dabei was man braucht um sich einen wirklichen Eindruck verschaffen zu können….

Aber warum Conid. Ich bin schon fast ewig ein begeisterter Anhänger des manuellen Schreibens und über die Jahre habe sch auch so einige Stifte gefunden die bleiben wollten. Ganz normale Lamys, exotische Rangas, sehr technische TWSBIs, sehr asiatische Sailors, sehr alte Parker und natürlich auch sehr zuverlässige Pelikane. Am Ende kommt bei jedem, der sich so durch die Jahre schreibt und sammelt, der Wunsch etwas wirklich individuelles und exklusives zu besitzen. Für den einen ist es etwas sehr traditionelles, japanisches, das mit viel Zeit und Ruhe, ganz speziell erst nach Bestellung, gebaut wird, Nakaya. Für den anderen ist es etwas spanisches, das auch sehr individuell angepasst ist, schlicht, exklusiv und exakt passgenau, Romillo. Am Dichtesten für mich liegen da ein „Extended Mina“ von der Edison Pen Co. oder ein „Shinobi“ von Newton Pens….
Oder eben ein Bulkfiller Regular aus dem Hause Conid. Conid baut halt den Stift für den Technikliebhaber. Ich habe sehr viele Demonstrator Pens, also Stifte deren Korpus transparent ist. Man will die Innereien und die Tinte ja auch sehen können. Ich weiß nicht wie oft ich schon virtuell einen Stift zusammen gestellt habe und dann ernüchtert, ob des Preises, wieder abgebrochen habe. Wer gibt schon 500€ und mehr (viel mehr) für einen Stift aus, den er noch nie in der Hand hatte, der auf dem Bild aber so großartig aussieht und der so teuer ist, ich jedenfalls nicht. Da war die Möglichkeit das über das Forum zu testen, natürlich eine wunderbare Gelegenheit, eine, die mich jetzt nachdem ich testen durfte, mit einem 488€ teuren (ohne Mehrwertsteuer) Problem zurück lässt. Denn jetzt hatte ich die Stifte in der Hand und die Bilder haben nicht gelogen.

Aber von Anfang an.

Conid Testpaket
Conid goes Germany

Erst die eMail und dann der Postbote haben meine Herzfrequenz zu erhöhen gewußt. Ein Paket im Paket, eine Anleitung und das Regelwerk für das Rundgehen des Testpaketes durchgesehen und abgearbeitet, dann einkaufen. Leider war das ein Tag vor Heiligabend, wir mussten also einkaufen. Als ob das Einkaufen an diesem Tag nicht schon aufreibend genug gewesen wäre. Abends dann endlich das innere Paket geöffnet und das Lederetui entnommen, welches für sich schon sehr edel anzusehen ist. Nachdem öffnen, es ist auch sehr edel bestückt. Die Stifte waren ohne Federn verpackt, die alle extra im Etui beilagen. Aber es ist schon ein haptisches Erlebnis die Stifte auszupacken. Ebonit ist ein sehr edles Material, das sich nicht nur sehr gut anfühlt, sondern auch sehr gut in de Hand liegt.

Conid Testpaket
Conid Bulkfiller Sleek & M-Stub Titan

Ich hatte dazu immer noch die lange Liste derer, die den Stift schon hatten im Kopf. Die Stifte sind im Grunde ja zweckentfremdet, statt ergiebig damit zu schreiben, wurden sie immer nur kurz befüllt, angeschrieben, zerlegt, neue Feder, wieder angeschrieben und immer so weiter. Logisch dass das Spuren hinterlässt, extrem überraschend, wie wenig. Natürlich haben die Stifte kleine Kratzer und Stellen hier und da, sie haben sicher auch ein Ultraschallbad verdient. Aber trotzdem funktionieren sie immer noch grandios. Die sehr ausgeklügelte Befüllungsmechanik ist wirklich exzellent verarbeitet und löscht die theoretischen Fragezeichen sofort. Es ist eine Kombination aus dem Vacuum-Filler und Kolbenprinzip, nur ohne Vacuum. Eine Stange, die im Korpus steckt, wird nach hinten gezogen, mit dem Kolbenstempel verschraubt und erlaubt dann eine Befüllung wie mit einer Spritze. Stange wieder vom Kolbenstempel gelöst, in den Kolben zurück geschoben und schon kann man schreiben. Durch den Wegfall der Kolbenmechanik kann, wie im Vacuum-Filler, der komplette Korpus mit Tinte befüllt werden. Tolle Idee, die großartig funktioniert.

Conid Bulkfiller Sleek & M-Stub Titan
Conid Bulkfiller Sleek & M-Stub Titan
Conid Bulkfiller Sleek & M-Stub Titan
Conid Bulkfiller Sleek & M-Stub Titan

Als Federsystem kommt ein Bock 250 Triple System zum Einsatz, das mag einfallslos klingen, hat in meinen Augen aber nur Vorteile. Ich habe außer den Stahl EF und B Federn, alle Conid Federn ausprobiert. Gemessen an dem Fakt, wie oft die Stifte schon zerlegt worden sind, funktionieren sie alle sehr gut. Das spricht in meinen Augen für das System, das man so wohl bewiesen etliche Male ein und ausbauen kann, genau wie für den Federschleifer, denn die Federn schreiben alle noch gut bis sehr gut. Wem das aber nicht passt, der kann halt irgend eine andere kompatible Feder benutzen. Ich habe eine Titan F-Feder aus einem Namisu ausprobiert, eine Stahl BiColor M-Feder aus einem Conklin und eine schwarze F-Feder aus einem Monteverde, funktionieren alle, also win, win, win. So nüchtern wie ich das betrachten kann, einfach ein sehr gut verarbeitetes, sehr funktionales, optisch sehr ansprechendes System.

Conid Bulkfiller Flat Top & F-Feder Gold
Conid Bulkfiller Sleek & M-Stub Titan

Aber neben dem reinen Test ging es mir, zumindest im Hinterkopf, auch um die Entscheidung, welcher ist es denn nun. Den Minimalistica habe ich als erstes ausprobiert, mit einer Stahl F/M/M-Stub-Feder und Diamine Sapphire Blue. Das ergibt eine sehr schöne Kombination. Erwartungsgemäß liefern die Federn nicht so wahnsinnig viel Feedback, sie sind halt recht steif. Das Schriftbild als solches und das Schreibgefühl sind aber sehr angenehm. Überhaupt, der Stift für sich ist eine optische Augenweide. Der schlanke Korpus ohne jegliches „Störung“ hat schon etwas. Allerdings hat das auch Nachteile, kein Gewinde heißt eben auch dass die Kappe anders halten muss. Das ist mit einem Dichtring gelöst, den mein Teststift nicht mehr hatte. Sprich, die Kappe ließ sich nicht mehr sicher fixieren. Das ist auch mein größtes Bedenken gewesen, das sich irgendwann der Dichtungsring in der Kappe verabschiedet und die Kappe dann nicht mehr hält. Außerdem hätte ich mir ein kleines Sichtfenster zur Einschätzung des Tintenpegels gewünscht. Ich bin aber nicht sicher ob dann die monolithische Wirkung des Korpus noch so funktioniert hätte. Alles in allem bin ich mit dem Stift insgesamt nicht so warm geworden, mein Vertrauen in die Kappe fehlt, auch wenn das Feedback mit anderen Federn aus dem Pack absolut da ist und der Stift sehr angenehm zu schreiben ist.

Conid Minimalistica

Im zweiten Schritt habe ich dann die bei Regular Stifte ausgepackt und mit Feder bestückt. Den Flat Top mit einer Titan M Feder und den Sleek mit einer Titan M-Stub Feder, die ich vorher im Minimalistica schon kurz angeschrieben hatte. Ich möchte mal vorweg stellen, das ich zwar gern mit Stub Federn schreibe, das für mich aber nicht alltagstauglich ist/war. Außerdem war ich vor dem Test absolut überzeugt, der Flat Top ist es. Nach dem Test kann ich sagen, Wandel findet wirklich statt. Die Feder im Paket die mich am meisten überzeugt hat, ist die Titan M-Stub Feder. Der Stift der mich überzeugt hat, ist der Regular Sleek. Oder besser, mein Ideal wäre ein Regular mit Sleek Korpus mit Flat Top Enden. Der Unterschied ist die Stufe im Korpus. Der Flat Top hat im hinteren Drittel des Korpus eine Stufe die den Korpus verjüngt, einfach um die Kappe aufstecken zu können. Am Sleek ist diese Querschnittsreduktion über einen dynamischen Übergang realisiert, es wird also langsam verjüngt. Die Stufe des Flat Top liegt mir genau in der Hand beim Schreiben, da liegt also der Sleek Korpus deutlich besser in der Hand. Der Test hat sich also gelohnt, ich hätte meine Traumkombination am Start, einen Sleek Demonstrator mit den Mattschwarzen Enden und einer Titan M-Stub Feder. Eine Kombination die mich wahrlich überzeugt hat.

Conid Bulkfiller Sleek & M-Stub Titan
Conid Bulkfiller Sleek & M-Stub Titan
Conid Bulkfiller Flat Top & F-Feder Gold
Conid Bulkfiller Flat Top & F-Feder Gold

Neben meiner Traumkombination, noch ein paar Worte zu den Stiften und Federn. Die Stifte sind, wie schon angesprochen, ausserordentlich gut verarbeitet und ebenso gut durchdacht. Ich habe Stifte, bevor und nachdem ich sie benutzt habe, gründlich gereinigt. Es ist eine Freude, wie einfach sich die Stifte zerlegen lassen. Mir ist bisher nichts untergekommen, dass es erlaubt den Korpus so schnell freizulegen und das nur mit dem Conid Tool, das beilag. Ein Werkzeug dass man unbedingt mit ordern sollte. Beide Stifte lassen sich so innerhalb 15 Minuten wirklich gründlich reinigen. Die TWSBIs, die sich wirklich gut reinigen und zerlegen lassen, kommen da nicht annähernd mit. Auf diese Erfahrung aufbauend, könnte ich mir auch einen komplett Ebonit Stift vorstellen, so er ein Sichtfenster hat. Ich mag Demonstrator, da man sieht wo der Dreck ist und wann er weg ist. In dieser Kombination kann man den Korpus aber so gut erreichen, dass man wortwörtlich „in die Röhre“ schauen kann um sie zu reinigen.

vor der Reinigung….
….zerlegt….
….fertig zum Befüllen
Flat Top & Titan M mit Parker Quink BlueBlack
Sleek & Titan M-Stub mit Diamine Blue Pearl
und ab, schreiben

Die Federn passen, wie eingangs schon erwähnt, zum 250er Bock System. De Facto waren zwei der Titan Federn im Paket Original Bock. Ich bin also nicht wirklich von den Leistungen überrascht worden. Die Stahlfeder schreiben Strichbreiten wie es zu erwarten ist, ein F ist ein F und ein B ein B. Sie bieten erwartungsgemäß wenig Feedback, was mich aber, da ich sehr leicht schreibe, nicht wirklich stört. Ich bin aber auch der Meinung, bei einem Stift in dieser Preisklasse würde ich an der Feder sicher nicht sparen. Einzig die M-Stub Stahl war interessant, sie liefert zwar auch kein Flex, aber eine schöne leichte Strichvarianz, höher als die der Titanfeder, die dafür mehr Flex und auch mehr Feedback gibt. Überhaupt, die Titanfedern sind für mich die beste Wahl. Sie schreiben sehr gut, die Strichbreiten liegen da wo sie hingehören, also auch hier ist ein M ein M und ein F ein F. Sie liefern erwartungsgemäß ein gutes Feedback und Flex im Rahmen. Die Goldfedern sind eben Goldfedern, eine Nummer breiter als angegeben, die M-Feder hatte einen satten B Strich, die F-Feder eher einen den ich bei M-Federn gewohnt bin. Aber die F-Feder könnte ich mir auch sehr gut vorstellen, sie sieht sehr gut aus und schreibt sehr gut. Allerdings, muss eine Goldfeder an einem Schwarz/Titan Stift sein? Ich habe die Feder am Flat Top getestet, funktioniert super, sieht aber irgendwie unpassend aus. Ist also eher was für die komplett Ebonit Variante des Stifts mit Goldakzenten. Daher wäre ich immer bei den Titan Federn, die optisch exzellent zu den Stiften passen und sehr gut funktionieren. Die Titan M-Stub Feder habe ich dabei besonders ins Herz geschlossen, wer hätte das gedacht.

Sleek & Titan M-Stub mit Diamine Red Lustre
Sleek & Titan M-Stub mit Diamine Red Lustre

Ein Fazit, ja, was soll ich da groß schreiben, es bleibt einzig der Preis der mich stört. Die Diskussion ob er angemessen ist oder nicht, stellt sich in meinen Augen nicht, denn sie ändert nichts. Die Stifte kosten was sie kosten und jeder muss für sich wissen ob es ihm das Wert ist. Schliesslich bewegen wir uns da in Regionen eines M1000 oder der ersten Montblanc Stifte. Ich persönlich bin da ganz sicher eher bei Conid als bei Pelikan oder Montblanc, was aber an der Größe des Goldsäckchens nichts ändert.
Davon abgesehen habe ich drei exzellente Stifte testen dürfen, dank dafür an Conid und das PenExchange Forum. Diese Möglichkeiten sind selten und ich habe sei sehr gern genutzt.

Ach so, ich habe während des Schreibens immer wieder den Impuls verspürt, das musst du auch fotografieren, habe ich reichlich gemacht. Daher gibt es die Fotos hier und auch eine kleine Galerie mit Impressionen.
Außerdem werde ich noch einen separaten Artikel schreiben, nur zu Ehren der M-Stub Feder, wo ich sicher auch mehr auf die Schreibresultate eingehen werde.

Mark

;D