
Der jüdische Friedhof der Stadt Łódź. Er war mir empfohlen worden als absolut sehenswert. Und was soll ich sagen er ist absolut sehenswert. Ein kurzer Blick in die Wikipedia offeriert die Information das es sich um einen sehr alten Friedhof handelt und außerdem um den größten jüdischen Friedhof Europas. Natürlich ist er geprägt durch das Dritte Reich, genauer das „Litzmannstädter Ghetto“. Die Zahlen sind wirklich beeindruckend, 180.000 Grabstellen mit fast 65.000 Grabmälern. Im negativen Sinne auch die 43.000 Opfer des Ghettos in Massengräbern.
Beides definiert den Friedhof. Meine Kontakte mit der jüdischen Kultur als solcher und damit auch mit jüdischen Friedhöfen sind eher spärlich. Es gibt/gab für mich beeindruckend ist in meiner Erinnerung der in Prag. Aber sonst sind da kaum Erinnerungen. Überhaupt, jüdisches leben hat kaum Präsenz in unser (vor allem meiner) Zeit. Mir ist das bei meinen ersten New York Aufenthalten aufgefallen, da dort religiöse Juden einfach zum Stadtbild gehören. Eine kurze Ursachenanalyse führt auch schnell zum zweiten prägenden Teil des Friedhofs, das dritte Reich. Die Gründlichkeit mit der jüdisches Leben und Geschichte vernichtet worden ist wird einem erst wirklich bewusst wenn man Plätze wie diesen sieht und einem so bewusst wird das kaum noch Juden in Deutschland gibt.

Hinzu kommt, dass der Umgang der jüdischen Gemeinden nicht sehr offensiv ist. Ich habe erst für die Recherche hier über den Friedhof in Weißensee gelesen, der flächenmäßig zwar größer ist, aber weniger Grabstellen hat. Nachdem ich das hier gesehen habe, werde ich bei meinem nächsten Berlin Besuch dort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dort vorbei schauen.
Wichtiger den je scheint mir das Wissen um Kultur die Teil unser Gesellschaft war, die wir verloren haben, zu erhalten. Gerade wo der Verlust durch die Gesellschaft, das „deutsche Volk“, initiiert wurde.

Aber zum Friedhof selbst, zum einen ist es wirklich nicht so einfach den Eingang des Friedhofs zu finden. Er ist komplett von einer Mauer umschlossen und hat am Südende ein großes Tor (das aber verschlossen ist). Ein Stück weiter die Mauer lang, auf der Ostseite, findet sich dann aber ein Durchgang in der Größe einer normalen Tür, dem einzigen, permanenten Eingang zum Friedhof. Nach dem Durchschreiten muss jeder einen kleinen Obolus entrichten um den Friedhof betreten zu dürfen. Das Geld dient dem Erhalt und der Pflege des Friedhofs, also Geld das ich gern gezahlt habe. Danach kann man dann durch den eigentlichen Eingang auf den Friedhof und wird direkt von mehreren wirklich beeindruckenden Grabfeldern empfangen. Wie wohlhabend und gestanden muss die Gemeinde gewesen sein bevor „wir“ gekommen sind. Insbesondere das Mausoleum des Fabrikanten Izrael Poznański ist wirklich beeindruckend. Ich bin danach über den Friedhof unterwegs gewesen und habe sowohl die Ruhe als auch die Art und Weise der Anlage sehr genossen. Es war ein wunderbarer Nachmittag der mich sehr beeindruckt, aber auch sehr nachdenklich gemacht hat. gerade weil das Grabfeld des Ghettos eine wunderbare Ruhe ausstrahlt aber doch so einen makaberen und willkürlich ungerechten, ungerechtfertigten Hintergrund hat.

Ich kann den Besuch nur jedem empfehlen, es gibt wohl nur noch sehr wenige dieser Anlagen und jeder sollte sie einmal gesehen haben. Dazu empfehle ich auch den Besuch der Gedenkstätte des „Bahnhof Radegast“ gleich gegenüber des Friedhofs.
Wir Deutschen haben eine Menge Wunderbares und Schönes hervor gebracht. Hier sieht man aber auch die dunkelsten Stunden, die wir immer im Gedächtnis behalten müssen…
Trotz alldem, ein paar der vielen Bilder die ich gemacht habe, teile ich hier gern…