
Glaubt man „den Älteren“, war früher alles besser, das Gras grüner, die Luft sauberer, das Fleisch saftiger, das Gemüse knackiger. Da ich ja mittlerweile auch nicht mehr ganz so jung bin, ist es wohl ein natürlicher Vorgang über solche Äußerungen öfter mal nachzudenken. Ich kriege das „früher alles besser“ jedenfalls häufiger zu hören, gerade in Bezug auf Fotoequipment.
Mit dem Ablauf meines Mobilvertrages bin ich jetzt aber auch ein wenig ins Grübeln gekommen. Das Telefon meiner Wahl hat eine 2MP Kamera, mit Autofokus, man glaubt es kaum und ist „als Älterer“ sofort skeptisch. Das kann gar nicht gut sein, schliesslich kann eine Kamera in einem Telefon nur ein Spielzeug sein.
Im Gespräch mit anderen Fotografen kam dann auch schnell eine Diskussion zu dem Thema zustande. Ich für mich habe mich drauf geeinigt das früher wohl nicht alles besser war, aber es war auf jeden Fall anders. Dieses „anders“ ist eigentlich für mich auch die Hemmschwelle die ein Urteil nach besser oder schlechter verhindert. Früher kämpften wir im Grunde genommen alle mit gleichen Waffen, jeder hatte irgendwie einen Film der das Licht eingefangen hat hinten im Gehäuse. Ich, als Liebhaber kleiner kompakter Sucherkameras, wurde da gern mal belächelt (und werde es immer noch) mit so etwas kann man doch keine guten Bilder machen. Weit gefehlt, gerade in den Sechziger und Siebzigern waren die Sucherkameras nicht wirklich von schlechten Eltern, wer arbeitet heute denn mit einem 1.7/40 a la Canonet G-III oder 1.8/35 einer Konica Auto S3. Die Linsen waren sehr gut und der Film derselbe wie in einer Minolta XD-7 oder Nikon F3.

Sony Ericsson P990iDas digitale zeitalter hat diese Gleichheit aber zerstört, das Medium ist nicht mehr für alle gleich, die kleinen Kompakten sind ins Hintertreffen geraten, die „gewinnoptimierte“ Produktion der Kameras hat die Fläche schrumpfen lassen. Vor drei oder vier Jahren war es dann auch gruselig zu betrachten was aus derlei 2 und 3MP Boliden herauskamm, nichts was sich mit den Ergebnissen einer digitalen Spiegelreflexkamera vergleichen ließ. Diese waren aber unangemessen teuer und qualitativ auch nicht unbedingt das was ein Diafotograf als „sehr gut“ bezeichnen wollte.
Aber wie schnell sich das Rad der Zeit dreht und da bin ich wieder bei meinem Mobiltelefon, kann man an dem sehen was aktuelle Kameras so produzieren. Die erste positiv, größere Überraschung lieferte eine Optio S45 von Pentax die wir für meine Frau erwarben. Zigarettenschachtelgroß, keinen Sucher mehr, kaum noch etwas erinnert an traditionelle Fotografie. Die Angabe „5.8-17.4mm“ zur Brennweite lies mich dann auch erschaudern, wirklich groß konnte der Chip in der Kamera nicht sein. Aber egal wie klein er ist, die Bilder die mit der Kamera entstehen sind wirklich gut. Sie reichen nicht für 30x40cm Abzüge und anspruchsvolle Studioaufnahmen sind sicher auch nicht damit zu machen, aber für die Bilder hier und da, wirklich gut.

Sony Ericsson P990iSo war die Überraschung dann jetzt bei meinem Sony-Ericsson P990i auch nicht mehr so dramatisch, das die Bilder nicht so schlecht sind wie es die Positionierung in einem Telefon vermuten lässt. Zum „Schnappschiessen“ taugt die Kamera allemal.
Dazu kommt das die Bezeichnung „Smartphone“ eine interessante ist, „eierlegende Wollmilchsau“ wäre auch sehr passend gewesen. Eine wirklich brauchbare Kamera, mit einem GPS Bluetooth Empfänger ein Navigationssystem, eine Terminverwaltung nebst Kalender die die Bezeichnung verdient, ein E-Mailclient samt Blackberry, ich kann wieder mit den Lemmingen in der Urform spielen und, was ja eigentlich die Intention ist, man kann damit auch telefonieren…..
Als Fazit daraus, früher mag vielleicht alles besser gewesen sein, aber in Zukunft, da wird ganz sicher alles anders, was nicht unbedingt schlecht sein muss.
PS.: Wie man vielleicht gemerkt hat, habe ich versucht den Begriff „Handy“ zu vermeiden. Ich als einer der des öfteren mit nativ englisch sprechenden Menschen verkehrt ist sich dessen bewußt, das es den Begriff „Handy“ nur in der deutschen Sprache gibt. Ein „Unwort“ also, vermeindlich englisch und doch nur ein Kunstbegriff. Im Englischen ist im Zusammenhang mit Mobiltelefonen nämlich von einem „mobile phone“ oder einem „cell phone“ die Rede. Also belasse ich es für mich dann doch lieber bei Mobiltelefon oder „cell phone“.