
Sie ist etwas Besonderes und eigentlich doch wieder nicht. Die Hi-Matic F die ich mein Eigen nenne ist Baujahr ’72, zumindest laut Kassenbon. Gekostet hat sie damals einen angemessenen Preis für die Kamera denke ich, gemessen an dem was man Heute so verkauft bekommt, sogar ein sehr guter Preis.
Aber zur Kamera selbst, hat man sich einmal an den Gedanken und das Konzept des Vollautomaten gewöhnt, ist die Kamera ziemlich gut. Gemessen an anderen Kameras die neben ihr im Regal stehen, ist sie ganz sicher eine graue Maus, das Objektiv ist wahrlich kein Lichtriese, ein reiner Vollautomat lässt nicht viel Einfluss zu und Sucher gibt es auch bessere. Trotzdem nehme ich die Kamera gern mit, gerade dann wenn ich eigentlich nichts Aufregendes erwarte, also meist Geschäftsreisen mit kleinem Gepäck. Denn da spielt sie ihre Vorteile aus, sie ist wirklich zierlich, recht klein und leicht, passt also wirklich in die Jackentasche ohne sie auszubeulen oder gar zu zerreißen. Außerdem ist sie sehr einfach aufgebaut, noch einmal „abgespeckt“ gegenüber einer HiMatic E, was sie aber robuster macht und für den findigen Mechaniker auch sehr viel einfacher Instand zu halten.

Der wichtigste Punkt aber ist, dass sie trotz aller Einfachheit sehr zuverlässig und sehr genau arbeitet. Trotz 1.5V Batterien die des leidigen „Quecksilberbatterie Problems“ notwendig sind, belichtet sie sehr ausgewogen und genau, nach ein paar kleineren technische Anpassungen sind sogar Diafilme unproblematisch (siehe Beispiele). Meist findet allerdings Farbnegativfilme Platz in meinem Exemplar, vorzugsweise Kodak Supra 400 Pro, da sie sehr robust sind was Belichtung angeht und sich sehr gut scannen lassen.
Die Batterien hatte ich ja schon angesprochen, zwei Quecksilberbatterien des Typs PX640 sind notwendig um die Kamera zu Arbeiten zu bewegen. Nachdem mein Bestand immer enger wird und ich von einem Fotofreund eine Anleitung zur technischen Anpassung an die höhere Spannung (1.5V statt 1.35V) bekommen habe, nutze ich sie nun mit SR44 (und baugleich) in einem Adapter den ich im Internet erstanden habe. Wie schon geschrieben, war der Umbau oder eigentlich die Anpassung ziemlich erfolgreich und ich habe so eine sehr einfache, zuverlässige Kamera erhalten, die ich gerne verwende und sicher nicht wieder weggeben werde.

Zum Betrieb der Kamera ist nicht viel zu sagen, die Idee der Kamera war es ja schließlich einfach zu funktionieren. Der gekuppelte Mischbildentfernungsmesser funktioniert sehr präzise, könnte aber kontrastreicher sein. Gerade bei seitlich einfallendem Licht ist das Scharfstellen nicht immer einfach. Dann ist da noch eine Lämpchen das Über- bzw. Unterbelichtung signalisiert, sie ist im Sucher wie auf dem Gehäuse gut zu sehen, Überbelichtung ab 1/500sek und Unterbelichtung irgendwo zwischen 1/15sek und 1/30sek. An dieser Grenze würde ich mit Diafilm auch aufhören, selbst auf dem Stativ. 1sek ist mit Negativmaterial aber unproblematisch, ein Stativ vorausgesetzt (was ziemlicher „Overkill“ für diese Kamera ist).
Mehr als das Warnlämpchen und den Entfernungsmesser gibt es nicht im Sucher zu sehen, keine Zeit und auch keine Blende werden eingespiegelt. Am Anfang hat mir das ein ziemlich mulmiges Gefühl verschafft, hat man doch keine Ahnung was die Kamera einstellt. Sieht man aber die ersten Bilder, wächst das Vertrauen schnell, personifiziere ich meine Kamera mal, bin ich mir sehr sicher sie weiß was sie tut :).

Am Schluss dann noch ein paar Worte zum „Abbildungsverantwortlichen“, dem Objektiv. Wie Eingangs erwähnt ist es kein Lichtriese mit f2.7, aber kombiniert mit einem empfindlicheren Film und den etwas weitwinkligeren 38mm ergibt sich daraus eine angenehme Kombination. Denn von der Lichtstärke mal abgesehen entspricht die Abbildungsleistung dem was ich von Minoltaobjektiven dieser Zeit gewohnt bin, sie ist sehr gut. Die Vignettierung ist vernachlässigbar, die Verzeichnung absolut im Rahmen und die Bilder sind scharf und knackig.
Ein Fazit, tja 1972 war ein guter Jahrgang, in jeder Hinsicht :). Wer etwas Einfaches sucht um es ständig für den Schnappschuss in der Tasche zu haben, der ist bei der HiMatic F genau richtig. Klein, leicht und zuverlässig ist sie ein angenehmer Partner. Ich kann sie nur empfehlen.
Bildbeispiele